edubreak® ist ein Produkt der Ghostthinker GmbH
Success Story DMSB
Der DMSB im Interview
Digitalisierung – ein Wort hinter dem Alles und Nichts stecken kann. Wir haben Dr. Julia Walter, Generalsekretärin beim Deutschen Motor Sport Bund und Johannes Schirdewahn, Referent für Verbandsentwicklung zu einem Interview getroffen, um herauszufinden, was dieses Wort für den DMSB insbesondere die Abteilung Bildung bedeutet. Mit dabei war auch Johannes Metscher, Geschäfts- und Entwicklungsleiter bei Ghostthinker. Er hat den DMSB gemeinsam mit seinem Team in den letzten fünf Jahren bei der Entwicklung und dem technischen Aufbau einer Online-Lernwelt begleitet.
Frau Walter, seit 2013 arbeiten wir Ghostthinker mit Ihnen und Ihrem Team daran Bildungsangebote in das digitale Zeitalter zu überführen. Ist die Bildungsabteilung der Digitalisierungspionier beim DMSB?
Das Thema Digitalisierung ist schon sehr lange ein Thema für den DMSB insbesondere in den Bereichen allgemeine Verwaltung, tägliche Abläufe und standardisierte Prozesse. Im Bereich Bildung begann dieser Prozess tatsächlich erst 2013 als auch die Partnerschaft mit euch Ghostthinkern begann.
Dass ihr dann 2013 begonnen habt euch auch im Bildungsbereich damit zu beschäftigen, war das Teil einer größeren Strategie oder gab es einen konkreten Anlass?
Eine Art Initialzündung gab es nicht aber eine konkrete Motivation! Wir wollten unsere bisherige Bildung unbedingt modernisieren. Bis dato liefen die Aus- und Weiterbildungen sehr klassisch ab: Referierende führen Monologe vor einer Gruppe und die Teilnehmenden schreiben alles mit, um am Ende eine Prüfung abzulegen. Das hat unseren Ansprüchen an Bildung nicht mehr Genüge getan.
Wir wollten fortschrittlicher werden und insbesondere mehr in den Austausch mit unseren Teilnehmern treten.
Ok, das kann ich sehr gut nachvollziehen. Es ging also darum, das klassische Schulformat in ein zeitgemäßeres und vor allem interaktives zu verändern. So ein Vorhaben lässt sich ja nicht von heute auf morgen realisieren wie seid ihr vorgegangen?
Absolut, das ging nicht von heute auf morgen. Als Startschuss haben wir, unsere DMSB academy gegründet. Auf der Suche nach Partnern die Erfahrung mit Blended Learningkonzepten haben, sind wir mit Ghostthinker, speziell Johannes Metscher in Kontakt gekommen.
Dieses gemischte Lehr- Lernformat war ein zentraler Teil unserer Vorstellung von zeitgemäßer und moderner Bildung und eben auch unser Einstieg in das Thema Digitalisierung unserer Bildungsangebote. Im Rahmen unseres Jahrestreffens im Dezember 2013 haben wir die Umstellung dann groß thematisiert, um die Referierenden abzuholen. Wir wollten sie richtig mitreißen auf dem Weg in diese neue Form der Lehre und des Lernens. An diesem Abend haben wir gemeinsam alle Beteiligten dann auch zum ersten Mal mit dem Thema konfrontiert.
Wow das ist mutig. Ich kann mir vorstellen, dass das eine Überraschung für die Anwesenden war. Wie haben sie reagiert?
(Lacht) Ja, man muss zugeben, die Meinungen waren gespalten. Es gilt wie wir es aus der Theorie kennen – keine Veränderung ohne Widerstand. Zu Beginn waren viele überrascht, als der Begriff Blended Learning fiel. Die meisten haben es gleichgesetzt mit E-Learning. Es gab Befürchtungen, dass der DMSB alle Präsenzseminare abschafft und die Lehre nur noch online stattfindet.
Aber da konntet ihr sie vermutlich schnell beruhigen, denn so wie ich Sie vorher verstanden habe war ja das konkrete Ziel den Austausch mit den Teilnehmenden zu steigern und dadurch auch näher an ihnen dran zu sein, oder?
Genau. Die Intention dahinter war eigentlich eine ganz Andere. Unsere Seminare wurden durch den Einsatz der digitalen Online-Umgebung edubreak® von den Ghostthinkern um eine Vorphase und eine Nachbereitung erweitert. Die Online-Umgebung ermöglicht es nicht nur während der Präsenz gemeinsamen Austausch zu pflegen sondern eben auch zwischen den Treffen. Dadurch erhöht man die Interaktion mit den Lehrenden sogar was natürlich auch zur Verbesserung des allgemeinenen Netzwerkgedanken führt. Das deutlich zu machen, hat uns viel Aufklärungsarbeit gekostet.
Ja, das kann ich mir vorstellen. Anfangen und Durchhalten bis erste positive Erfahrungen geschaffen sind, das ist ein wichtiger Teil von Innovationsarbeit. Ihr wart wie man sieht erfolgreich darin. Wie konntet ihr eure MitgliederInnen überzeugen.
Es gab ein paar Pioniere, die von Anfang an, auch aus ihrem eigentlichen Berufsfeld, mit dem Thema Blended Learning vertraut waren und da von Vornherein mit Begeisterung eingestiegen sind. Mit diesen haben wir begonnen erste Lehrangebote umzustellen. Schrittweise wurde unser Pool dann größer.
Wie würden Sie den aktuellen Stand heute beschreiben? Ist Blended Learning beim DMSB angekommen?
Es hat fünf Jahre gedauert bis es sich so etabliert hat, dass man sagen kann, dass wir nicht mehr auf Ablehnung stoßen, wenn wir mit dem Thema Blended Learning an den Start gehen. Sondern eigentlich andersrum. Die Teilnehmenden erwarten inzwischen, von den Referierenden, die Einladung in den Onlinekurs, wenn sie sich zu einer Aus- oder Weiterbildung angemeldet haben.
Das ist einfach unglaublich und macht stolz, wie ich mir vorstellen kann. Herr Schirdewahn Sie sind Mitglied in diesem Team und haben den gesamten Prozess mit begleitet. In einem Zuge mit dem Wort Digitalisierung fällt häufig auch “digitale Transformation”. War die digitale Transformation der Bildungsangebote von Beginn an ein Ziel auf das sie hingearbeitet haben?
Ja, jetzt hört man diesen Begriff überall. Als wir 2013 mit der Ausarbeitung unseres Konzepts begonnen haben, wollten wir vor allem einen Veränderungsprozess anstoßen. Wir wollten genau hier ansetzen und die modernen Medien nutzen. Im Fokus stand das Ziel, die Lehre flexibler zu gestalten und in diesem Zusammenhang auch gewisse Standardisierungen in der Qualitätssicherung zu schaffen.
Wer sich ein bisschen mit dem DMSB beschäftigt merkt schnell, dass es sich um einen Verband mit einer komplexen Organisationsstruktur handelt. Herr Metscher als Entwicklungsleiter der Ghostthinker GmbH haben Sie dieses Projekt von Beginn an betreut. Wie sind Sie mit Ihrem Team in diese Motorsportwelt, mit ihren besonderen Bedürfnissen eingetaucht?
Es stimmt, dass der Deutsche Motor Sport Bund beispielsweise durch die Kombination aus Landesmotorsportfachverbände und Regionalclubs über eine besondere Struktur verfügt. Aber wir wurden von Beginn an insbesondere auch durch die Jahrestagung in Friedewald sehr gut vom DMSB abgeholt . Dort durften wir auch einen Impulsvortrag halten. Durch den Austausch mit dem Team der DMSB academy und natürlich auch den Referierenden vor Ort konnten wir uns schnell in die Bedürfnisse hineindenken.
Dieses Hineindenken war offensichtlich sehr erfolgreich, denn in den vergangenen fünf Jahren ist eine richtige Online-Lernwelt entstanden. Diese umfasst mein.dmsb.de und den Online-Campus sowie einen Ort für Austausch und Netzwerk, die Online-Community. Viele Bildungsangebote des DMSB werden heute hier umgesetzt und begleitet. Gibt es eine konkrete Strategie die vorgibt welche Themen online bedient und welche nicht Frau Walter?
(Nickt) Mittlerweile ja. Inzwischen konzentrieren wir uns darauf, immer mit Pilotprojekten zu beginnen. Das heißt wir haben ausgewählte Kurse, in denen wir wirklich intensiv mit Blended Learning arbeiten. Und wir konzentrieren uns auf die Kurse, die auch inhaltlich am ehesten dafür geeignet sind.
Interessant, das heißt es wird nicht pauschal Alles angeboten. Welche Themen sind aus ihrer Erfahrung heraus am besten für Blended Learning geeignet?
Eine der Besonderheiten in unserem Online-Campus ist das Thema Social Video Learning. Das eignet sich im Motorsport insbesondere bei den Rennleitern und den Sportkommissaren. Dort wird nämlich auch in der Praxis bereits mit Videos gearbeitet. Wir entlasten die Präsenzveranstaltung enorm, indem wir den Teilnehmenden in einer vorgeschalteten Online-Phase Aufgaben stellen in denen sie die Videos analysieren und kommentieren müssen.
Ja das kann ich mir gut vorstellen. Dadurch ergibt sich vermutlich in der Präsenz mehr Zeit für bedürfnisorientierten Diskurs mit den Teilnehmenden. Wenn man sich so lange mit einer Technologie beschäftigt, kommt man da auf die Idee diese anderweitig zu nutzen?
(Lacht) Ja, wir nutzen die Umgebung auch etwas zweckentfremdet, für reine E-Learning Einheiten bei der DPN (dmsb permit nordschleife). Um auf der Nürburgring Nordschleife fahren zu dürfen, müssen FahrerInnen eine Prüfung ablegen. Diese Prüfung wird als Online-Test auf dem Campus abgelegt. Nach Bestehen der Prüfung, erhalten die FahrerInnen das notwendige Permit. Darüber hinaus nutzen wir die Community für die Vernetzung verschiedener Zielgruppen. Ein Beispiel sind hier die Sportwarte der Streckensicherung. Hier haben wir normalerweise wenig Kontakt. Es gibt aber sehr viele Änderungen, die man auch unterjährig kommunizieren muss. Für die Kommunikation solcher Inhalte haben wir glücklicherweise ehrenamtliche Mitglieder gefunden.
Das bedeutet, dass ihr es durch die Community schafft die Organisation und Ihre Mitglieder näher zusammenzubringen bzw. in das Geschehen zu involvieren. Ich kann mir vorstellen, dass dieses Vorgehen auch so gut angenommen wird, weil die MitgliederInnen den unmittelbaren Vorteil schnell erkennen, also dass sie schneller und besser informiert sind. Gibt es weitere Bereiche oder Prozesse die sich durch die Nutzung der Online-Umgebungen verändert haben?
Ja schon, mittlerweile haben wir auch unsere Prüfungsordnung dahingehend geändert, dass auch die Analyse von Videos ein Bestandteil der Abschlussprüfung sein kann. Sodass wir dort nun einen klaren Fokus haben, was die Nutzung von edubreak® angeht.
Johannes, kannst du, um unseren Leserinnen und Lesern mal ein Gefühl für die Größenordnung der DMSB Online-Lernwelt zu geben, kurz ausführen wie viele NutzerInnen sich aktuell darin befinden!
Ja das ist schon eine ganze Menge! Insgesamt sind auf dem Campus der DMSB academy aktuell über 16.000 Benutzerkonten angelegt.
Das kann man wohl sagen. Wow!
Dazu muss man sagen, dass natürlich nicht alle gleichzeitig die Online-Lernumgebung nutzen. In den letzten 12 Monaten haben sich über 4000 Personen mindestens einmal angemeldet. Sehr spannend ist für uns Ghostthinker die unterschiedliche Nutzung, einhergehend mit den verschiedenen Zielgruppen.
Und wie verteilen sich die Mitglieder aktuell?
Naja den größten Anteil machen die Fahrer aus, die einen eigenen e-Learning-Kurs absolvieren. Der aktuelle Kurs der Ende November 2017 in den Sprachen Englisch und Deutsch gestartet ist, hat bereits über 1200 aktive Kursteilnehmende. Daneben gibt es viele Lehrgänge für verschiedene Sportwarte und natürlich auch Trainer und Trainerinnen.
Das sind beeindruckende Zahlen und der Kurs läuft ja erst knapp ein halbes Jahr. Anlass dieses Interviews war es herauszufinden was Digitalisierung für euch bedeutet bzw. welche Rolle sie spielt. Höre ich diese Zahlen aber auch die Art wie ihr über den Einsatz der Onlinewelt sprecht, habe ich den Eindruck, dass Digitalisierung heute kein Fremdwort mehr ist sondern von Beginn an mitgedacht wird.
Ja das stimmt, man sieht es ja schon an der Form des Interviews heute (Anm. d. R. Interview wurde via Online-Meeting geführt und aufgezeichnet). Es ist für uns inzwischen eine Selbstverständlichkeit geworden. Gott sei Dank ist das so! Klar ist, manche Mitarbeiter brauchen dafür mehr Unterstützung, andere sind schneller im Umgang mit diesen Technologien. Insgesamt ist aber klar, die digitale Arbeitsform entlastet unseren Alltag sehr. Wir sehen hier noch viel Potential für die Zukunft. Keiner von uns kann es sich mittlerweile noch vorstellen, dass wir nicht mehr digital miteinander Arbeiten.
Ich würde gerne noch ein bisschen auf die technische Seite des ganzen Projekts eingehen. Herr Schirdewahn, was waren aus technischer Sicht Meilensteine, die ihr gemeinsam mit dem DMSB Team entwickelt habt?
Klar, gerne. Für uns gab es drei Meilensteine: Erstens – die digitalisierte Verwaltung, zweitens – die Umstellung der Aus- und Weiterbildung und drittens – die neuen Kommunikationsformen.
Beim dritten Punkt waren die Ghostthinker wieder zentral involviert. Gemeinsam haben wir die DMSB App entwickelt. Aber um es gleich vorwegzunehmen wir sind hier noch nicht am Ende der Entwicklungen, hier geht es auf jeden Fall noch weiter. Dies war ein großer Meilenstein und sehr wichtig für uns. Wir haben dadurch jetzt die Möglichkeit unser Zielgruppe sehr individuell und zielgerichtet anzusprechen.
Wenn ich das richtig verstanden habe, dann ist die App Im Moment noch nicht mit der Online-Lernwelt verknüpft, sondern fungiert in erster Linie als Kommunikationskanal. Gibt es Ideen die App auch an die Lernwelt anzugliedern?
Genau. Momentan sind das zwei losgelöste Welten. Wir haben die Bildung und wir haben die Kommunikation zu unseren Teilnehmern und Lizenznehmern in der App. Aber uns war von Beginn an klar, dass die Chance hier eine Verbindung herzustellen, ein weiterer großer Mehrwert wäre.
Das bedeutet, wir alle können gespannt sein was hier passiert. Johannes Metscher ich würde gerne noch kurz auf die Besonderheiten des DMSB ein gehen. Die Ghostthinker begleiten ja viele Sportorganisationen beim Thema digitale Bildung. Finden sich ähnliche oder gleiche Prozesse wie hier beim DMSB auch in anderen Organisationen?
Ja und Nein. Wenn ich eines in den letzten zehn Jahren über den deutschen Sport gelernt habe ist es, dass dieser eine wunderbare Vielfalt an Prozessen und Herausforderungen bietet. Zurückschauend bin ich davon begeistert, dass der DMSB insbesondere Dank Julia und Christian Schacht, bereits 2013, im Bereich Bildung viele Anforderungen hatten. Das fängt bei neuen Lernformen mit digitalen Medien an, geht über den Austausch in einer Community bis hin zur direkten, personalisierten Ansprache ihrer Mitglieder eben über eine App die man immer mit sich in der Hosentasche trägt.
Man spürt deutlich, dass dich die Zusammenarbeit mit dem DMSB auch inspiriert und begeistert. Du siehst den DMSB also als einen Vorreiter im Bereich der digitalen Bildung?
Ja das würde ich schon sagen. Die Komplexität der Lernwelt kann ein tolles Vorbild für viele Organisationen sein. Zu Beginn des Prozesses hat jedoch noch niemand über digitale Transformation gesprochen, die vielen Prozesse haben sukzessive zu einer Transformation geführt. Was wirklich spitze ist.
Wenn wir jetzt abschließend noch einen Blick in die Zukunft wagen, dann verspricht es ja noch digitaler zu werden. Johannes Schirdewahn, wie wird das beim DMSB beurteilt – ist der DMSB schon am Ziel angekommen hinsichtlich der digitalen Bildungsangebote?
Ich denke nicht, dass das für uns das Ende der Fahnenstange ist. In der heutigen Zeit sollte man nie sagen, das ein Höhepunkt erreicht ist. Die Weiterentwicklung in diesem Bereich passiert ja inzwischen schon fast minütlich. Es ist eher wichtig zu schauen, welche Neuheiten und Entwicklungen greift man auf und nutzt sie für sich. Wir haben noch viele Ideen.